Nach zwei Dingen werde ich im Zusammenhang mit der CD “Domorgel Paderborn” immer gefragt: Einmal nach dem Instrument und nach den Hintergründen für die
vorliegenden Aufnahmen. Dazu eine Erläuterung:
Aus dem Booklet der CD Domorgel Paderborn
“Die Orgel im Paderborner Dom besteht aus drei selbständigen Orgelwerken, die von einem Generalspieltisch, der sich im Hochchor befindet, gespielt werden können. Sie ist mit ihren 139 Registern nach Passau die zweitgrößte Kirchenorgel Deutschlands. Die Hauptorgel im Westchor (Turmorgel) mit 4 Manualen und 75 Registern ist größtes Teilwerk. Mit der Chororgel zu 49 Registern und drei Manualen steht im Hochchor des Domes ein weiteres Instrument zur Verfügung. Turm- und Chororgel zusammen verfügen über die Klangstärke, die bei gut besuchten Gottesdiensten erforderlich ist. Die Kryptaorgel mit 15 Registern und 2 Manualen, kann ebenfalls vom Generalspieltisch aus als Fernwerk für Echoeffekte genutzt werden, da der Schall durch zwei Fenster in das Hauptschiff dringt. Dieses kleinste Teilwerk der Orgel ist in zwei Nischen links und rechts der Südtreppe zur Krypta untergebracht und dient besonders zur Begleitung der Kryptagottesdienste. Die Paderborner Domorgel gilt als Monumentalorgel. Konzertant erklingt häufiger die Turmorgel, alle Orgelwerke sind bei großen Gottesdiensten zu hören. Der imposante Raum mit seinen 104,50 m Länge und 21 m Höhe hat ohne Besucher eine üppige Akkustik (siehe unten), die bei gut besuchten Gottesdiensten kathedraltypisch mit 7 Sek. Nachhall angenehm und bei sehr starkem Besuch (z.B. den Liborifeierlichkeiten) sogar trocken werden kann. Diese Veränderungen des akustischen Raumes verlangen vom liturgischen Organisten besonderes Fingerspitzengefühl und reiche Erfahrung.”
Disposition der Domorgel Paderborn
Orgelbau Siegfried Sauer (1979-81)
Turmorgel (an der Westwand)
I. Hauptwerk (C-c4) 78 mm WS Klangproben
1. Prinzipal 16’ Fonds 16’8’4’ - Vexilla regis (0,68 MB, mp3)
2. Octave 8'
3. Philoméla 8' Philoméla und 8’2’-Pos .(0,8 MB, mp3)
4. Zartgedackt 8'
5. Octave 4
6. Hohlflöte 8’
7. Nasat 2 2/3'
8. Schwiegel 2'
9. Kornett 5 fach 8’
10. Mixtur 5-6 fach 2’
11. Scharff 4 fach 1’
12. Trompete 16’
13. Trompete 8’
II. Positiv (C-c4) 73 mm WS
14. Spitzgambe 8’
15. Rohrflöte 8’
16. Sing. Prinzipal 4’
17. Querflöte 4’
18. Flachflöte 2'
19. Quinte
1
1/3’
20. Sesquialter 2
2/3’ Sesquialter - (0,73 MB, mp3)
21. Scharff 4 fach 1/2’
22. Holzdulzian 8’
23. Trichterdulzian 8’
Tremulant
Zimbelstern (Terzsextakkord auf cis2, Schalenglöclchen)
III. Schwellwerk (C-c4) 80 mm WS
24. Pommer 16’
25. Harfenprinzipal 8’
26. Holzflöte 8’
27. Weidenpfeife
8’
Klangprobe:
28. Schwebung
8’ Schwebung - (1,2 MB, mp3)
29. Octave 4’
30. Koppelflöte 4’
31. Gemsquinte 2 2/3’
32. Octave 2’
33. Terzflöte 1 3/5’
34. Waldflöte 1 1/3’
35. Sifflöte 1’
36. Aetherea 4 fach 2 2/3’
37. Mixtur 5-6 fach 1 1/3’
38. Englisch Horn 16’
39. Trompette harmonique 8’
40. Oboe 8’
41. Clairon 4’
Tremulant
IV. Oberwerk /C-c4) 70 mm WS
42. Grobgedackt 8
43. Quintade 8'
44. Gambe 8’
45. Fugara 4’
46. Spitzflöte 4’
47. Prinzipal 2’
48. Septime 1
1/7’
49. Rauschpfeife 2 fach 2 2/3’
50. Zimbel 3 fach 1/4’
51. Klarinette
8’
Klangprobe:
52. Vox humana
8’ Vox humana - (0,9 MB, mp3)
53. Geigend Regal
4’
54. Glockemspiel c0-d3 2’
Tremulant
Vom IV. und I. Manual sowie vom Pedal aus spielbar, ist das unter hohem Winddruck (120 und 175 mm WS) stehende Bombardwerk
Bombardwerk (C-c4)
55. Prinzipal major 8’
56. Mixtura major 5-7 fach
2’ Klangprobe:
57. Tuba magna
16’ Cresc Turmorgel - fff (3,1 MB, mp3)
58. Tuba mirabilis 8’
59. Tromba clarino 4’
Pedalwerk (C-g2)
60. Untersatz 32'
61. Prinzipal 16'
62. Weitgedackt 16'
63. Pommer 16'
64. Octave 8'
65. Gemshorn
8'
66. Choralbaß 4’
67. Baßflöte 4'
68. Nachthorn 2'
69. Mixtur 5 fach 4’
70. Bombarde 32’
71. Posaune 16'
72. Fagott
16'
73. Trompete 8'
74. Clarine 4'
75. Cornet 2’
Tremulant
Schleifladen bei mechanischer Spieltraktur
elektrische Koppeln und Registertraktur
Chororgel
(im Hochchor des Domes, Prospekt zum Hochchor hin, Schallöffnung des Schwellwerks über Maueröffnung mit Maßwerk in das nördliche Seitenschiff)
/. Hauptwerk (C-g3) 82 mm WS
1. Rohrbordun 16'
2. Prinzipal 8'
3. Dulzflöte 8'
4. Gedackt 8'
5. Octave 4'
6. Koppelflöte 4'
7.
Nasat 2 2/3'
8. Octave 2'
9. Mixlur 5-6 fach 1 1/3’
10. Trompete 8'
11. Zink 4'
Tremulant
II. Positiv (C-g3) 80 mm WS
12. Geigenprinzipal 8'
13. Salizional 8'
14. Rohrquintade 8’
15. Sing. Prinzipal 4’
16. Labialklarinette
4'
17. Nachthorn 2'
18. Viola piccola 2'
19. Quinte 1 1/3'
20. Sesquialter 2 fach 2 2/3'
21. Scharff 4 fach 1’
22. Rankett 16'
23.
Krummhorn 8’
Tremulant
Die Klangabstrahlung des Schwellwerks erfolgt in das Seitenschiff. Das übrige Werk strahlt in den Hochchor ab.
//. Schwel/werk (C-g3) 85 mm WS
24. Ital. Prinzipal 8'
25. Hohlllöte 8'
26. Gemshorn 8'
27. Zartgeige schwebend 8'
28. Praestant 8'
29.
Blockflöte 4'
30. Salizet 4'
31. Ouintflöte 2 2/3'
32. Schwiegel 2'
33. Sifflöte 1’
34. Rauschpfeife 4 fach 2 2/3’
35. Terzzimbel 3 fach
2/3'
36. Dulzian 16'
37. Trompette harmonique
8’ Voix humaine -
Effekt
38. Schalmey
4'
Tremulant
Pedalwerk (C-f1) 85 mm WS
39. Prinzipal 16'
40. Subbaß 16'
41. Gedacktbaß 16'
42. Quintbaß 10 2/3’
43. Octavbaß 8'
44. Gemshorn
8’
45. Cello pomposo 4’
46. Piffaro 4’ und 2’
47. Hintersatz 4 fach 4’
48. Posaune 16'
49. Trompete 8'
Tremulant
Elektropneumatische Spiel- und Registertraktur auf Kegelladen
Generalspieltisch im Hochchor, von dem alle 3 Instrumente (Turmorgel, Chororgel und Kryptaorgel) zusammen gespielt werden können.
Kryptaorgel
in zwei Nischen links und rechts der Südtreppe zur Krypta untergebracht
I. Hauptwerk (C-g3) 60 mm WS
1. Holzflöte 8'
2. Trichtergambe 8’
3. Prinzipal 4'
4. Quintade 4'
5. Mixlur 4 fach 1 1/3’
6. Musette
8’
Tremulant
//. Seitenwerk (C-g3) 60 mm WS
7. Gedackt 8'
8. Blockflöte 4'
9. Prinzipal 2'
10. Terzian 2 fach 1 3/5’
11. Vox humana 8'
Tremulant
Pedalwerk (C-f3) 73 mm WS
12. Subbaß 16'
13. Spitzoctave 8'
14. Piffaro 4 und 2'
15. Dulzian 16'
Elektrische Spiel- und Registertraktur auf Schleifladen.
In den Jahren 1992-1996 war ich neben anderen, einer der ständigen Vertreter des Domorganisten am Paderborner Dom. In dieser Funktion habe ich bis zu 480 Gottesdienste jährlich an der Domorgel gespielt. Nach Denunziation durch den damaligen Dompfarrer Dr. Dittrich (neue Partnerschaft bei laufendem kirchlichen Ehenichtigkeitsverfahren / staatlich ist die Ehe bereits geschieden), entschloß sich das Domkapitel, auch im Vorfeld des Papstbesuchs in Paderborn, die Zusammenarbeit nicht weiter fortzusetzen.
Bei einem vertraulichen Gespräch mit dem damaligen Dompropst Weihbischof Drewes bot man mir zwei Alternativen: “Sie verlassen ihre jetzige Partnerin und können weiterspielen oder sie bleiben bei dieser Frau - dann war das gestern hier ihr letzter Gottesdienst.” Da ich zu meiner Partnerschaft stehe, konnte ich daraufhin die Sachen packen. Einige Mitglieder des Domkapitels ließen aber noch keine Ruhe. Das Generalvikariat ließ alle kirchlichen Arbeitsverträge mit mir aufheben. Die verduzten Seelsorger (zwei Kirchenchöre in kath. Pfarrgemeinden, ein Jugendchor, Beauftragung für Stimmbildung am erzbischöflichen Theologenkonvikt und Priesterseminar) mußten spuren und kündigten meine Verträge fristlos. Solchermaßen arbeitslos und existentiell betroffen, wurde ich durch Gottesdienstbesucher gebeten, doch eine CD mit Improvisationen zu veröffentlichen. Der Zufall wollte es, daß ich mit einem portablen DAT-Gerät im letzten Jahr einige Improvisationen mitgeschnitten hatte, die ich jetzt für die Zusammenstellung der CD verwenden konnte.
Doch dabei bleibt es nicht. Im Booklet dieser CD schreibe ich: “Zur Suggestivkraft des katholischen Kults trägt die Orgel einen großen Feil bei. Kann man sicheinen
feierlichen Einzug der Kirchenführer in ihren Amtstrachten ohne majestätisches, brausendes Orgelspiel vorstellen? Sie wirkten lächerlich. Auf subtile Weise stabilisiert die Orgel unfreiwillig auch das bestehende Herrschaftssystem -
leider! Die ganze (Ohn?)macht dieses Systems zeigte sich erst kürzlich, als das Domkapitel über meine persönliche Lebensführung nach einer Scheidung zu Gericht saß und den Ausschluß vom liturgischen Dienst beschloß, was für mich zu
einer existentiell vernichtenden Maßnahme wurde, menschlich wie künstlerisch. Drei Jahre lang wurde mein kirchliches Eheverfahren als Grund für einen Verbleib gewertet, jetzt, zum Papstbesuch, setzten sich die Hardliner im
Domkapitel durch. Wie tief muß die Wunde der Ungeliebten sein, wenn die Funktionäre aus purer Angst vor Menschlichkeit ihre Entscheidung allein für die Doktrin treffen. Erst nach langem Zögern war man bereit, eine Übemöglichkeit
(ohne Setzerbenutzung sic!) lediglich auf der Turmorgel für einen Abend in der Woche einzuräumen - mehr konnte ich wohl nicht erwarten ...”
Solchermaßen betrachtet zu werden, war den “Hardlinern” im
Domkapitel natürlich ein Dorn im Auge. Per einstweiliger Verfügung soll der weitere Vertrieb verboten werden, was das Amtsgericht Paderborn aber ablehnt. Der darauffolgenden Klage gibt das Gericht jedoch statt und auch die
Berufungsinstanz (OLG Hamm) gibt dem Erzbischof recht mit seiner Auffassung, die CD hätte nicht erscheinen dürfen. Die Juristen des Generalvikariats gehen dabei geschickt vor, sie argumentieren allein mit den Eigentumsrechten an
der Orgel und der alleinigen Verfügungsgewalt, also auch den weiteren Verwertungsrechten.
Immerhin, das sei also allen Organisten an dieser Stelle gesagt, ist damit festgestellt, dass selbst wenn Sie für den Gottesdienst bezahlt
werden, die Musik nicht Ihnen selbst gehört, sondern allein dem, der Ihnen das Instrument dafür zur Verfügung stellt. Es hat sich also nichts am Grundsatz geändert: “Wess’ Brot ich ess, dess’ Lied ich
sing.”
aus dem Booklet der CD Domorgel Paderborn:
“Das Wissen um die akustischen Besonderheiten des Paderborner Doms wurde in früheren Zeiten durch zwei am Dom tätige Organisten
weitergegeben, wobei der Kapitelsorganist als Kleriker die feierlichen Zeremonien vornehmlich an der Chororgel, der Pfarrorganist besonders Gottesdienste in der Krypta zu begleiten hatte. Aus dieser künstlerisch ungleichen
Ausgangslage mußten zwangsläufig Konflikte erwachsen, die dazu führten, daß in den späten 80er Jahren zum ersten Mal ein Nichtkleriker alleiniger Dornorganist in Paderbom wurde.
Gewissermaßen als „Mann der zweiten Reihe", konnte ich von 1992-1996 tatkräftig den hauptamtlich angestellten Organisten als Honorarorganist unterstützen und bei vielen Gelegenheiten (bis zu 480 Gottesdienste im Jahr) die Domorgel ertönen lassen. Nur mit dem nebenberuflich 1986 erworbenen, kleinsten Krchenmusikerexamen (C-Examen) ausgestattet, das keinen eigenen Improvisationsunterricht vorsah, galt meine Aufmerksamkeit schon früh der Improvisation, der ich als Ausdruck lebendiger Musikalität den Vorzug gebe gegenüber dem Literaturspiel, also dem "nachspielen" von Orgelliteratur. Vom 14. Lebensjahr an auf dem "Bock" (der Organistenbank) gab es kaum einen Sonntag im Kirchenjahr, an dem ich nicht gespielt hätte; von 1986-1990 versah ich den Dienst als Organist an St. Pius-Wiedenbrück. Die dort vorhandene größere Klais-Orgel mit 39 Registern ließ mich autodidaktisch einen eigenen Improvisationsstil finden.
Im Dom wollten häufig interessierte Gläubige nach dem Gottesdienst etwas über die Orgel erfahren. Oft waren sie erstaunt zu hören, daß die Werke aus dem Stehgreif gespielt wurden, es sich um Improvisationen handelte. Es hat mir immer besondere Freude bereitet, akademisch ausgebildeten Organisten auf ihre Frage, von welchem Komponisten ein Stück stamme, die Gegenfrage zu stellen, "Was vermuten Sie?" Die Antwort "Vielleicht ein früher Dupré, oder war es Tournemire?" etc., war für mich Anerkennung und Herausforderung zugleich. Und so möchte ich vorliegende Aufnahmen von Improvisationen durchaus als Produkt eines Amateurorganisten verstanden wissen. Die Domorgel bot mit ihren zahlreichen Registern und Klangfarben ein interessantes Instrument und war mir Quelle der Inspiration.“
Meine mittlerweile drei Improvisations-CDs haben auch international angesehene Preise und Kritiken erhalten. Es gibt eine Fülle von weiteren Projekten.
Peter Ewers
Rezensionen
Klangbeispiele
Sollten Sie ein Konzert planen, sprechen Sie mich einfach an.
Insbesondere Gesprächskonzerte, Konzerte
in der Kombination Text und Musik lassen sich denkbar einfach realisieren. Ich freue mich auf Ihre Ideen.
VPE-1001 Domorgel Paderborn (nicht mehr erhältlich)
An der Domorgel Paderborn spielt Peter Ewers Improvisationen
1. “Die Domglocken” mp3 wav
2. “Marche - Einzug der Bischöfe”
(Dich liebt, oh Gott, mein ganzes Herz) mp3 wav
3. “Communio” mp3 wav
4. “Sortie” mp3 wav
5. “Choral et Variations” (nur Turmorgel)
(Des Königs Banner wallt empor)
5. Choral mp3 wav
6.
Variation I - Sesquialter mp3 wav
7. Variation II - mp3 wav
8. Variation III - Voix humaines mp3 wav
9. Variation IV - Scherzo mp3 wav
10.
Variation V - Demi Grand Choeur mp3 wav
11. “Offertoire” (nur Chororgel)
(Maria Dich lieben ist allzeit mein Sinn) mp3 wav
12. “Meditation” mp3 wav
13. “Pasticcio” mp3 wav
14. “Pastorale” mp3 wav
15.
“Final” mp3 wav
16. “Paraphrase sur Regina coeli et Ave maris stella” mp3 wav
17. “Choral harmonique et In paradisum”
(Das
Weizenkorn muß sterben) mp3 wav
18. “Marche pontificale” mp3 wav
(Gelobt seist Du Herr Jesu Christ - Christkönig)
19. “Toccata” mp3 wav
(
20.
“Fantaisie triomphale”
(Ein Haus voll Glorie schauet) mp3 wav
21. “Liboritusch” mp3 wav
Peter Ewers (*1963) spielt an der S. Sauer / A. Feith Orgel
(IV-139) im Dom zu Paderborn; DDD; Booklet: 6 Seiten (deutsch), 3 Abbildungen; Gesamtspieldauer: 68 min
ISO-Datei
Domorgel Paderborn und Hintergründe
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© 1997-2017 by Verlag Peter Ewers - Am Flugplatz 8, D - 33659 Bielefeld (früher33102
Paderborn) email: info(add)vpe-web.de
verlag peter ewers, Am Flugplatz 8, D-33659 Bielefeld info@vpe-web.de
VPE